1-Wire-Bus im Reisemobil
Das Beispiel
Hier wird erzählt, wie ein
System zur Temperaturüberwachung in einem Reisemobil realisiert
wurde. Es sollten vom Cockpit aus eine Reihe von Temperaturen im und
am Fahrzeug überwacht werden. Neben den üblichen
Temperaturen (Motor, Innenraum, Außen etc.) waren unter Anderem
auch diese Extravaganzen gefragt:
- Wie kalt ist es im
Kühlschrank?
- ... und ist es im Eisfach noch gefroren?
-
Ist der Abwassertank frostgefährdet?
- Hat der
Warmwasserboiler die Duschtemperatur erreicht?
Die Grundgedanken
Es
gibt ein wunderbar einfaches Sensoren- und Bussystem: 1-Wire
Mit nur zwei Adern (oder besser drei
Adern) hat man hier ein ziemlich robustes, digitales
Datenübertragungssystem, das auch mit über 100m noch ohne
weiteren Aufwand funktioniert.
Es gibt Adapter von USB auf 1-Wire
fertig von der Stange.
Das Angebot an fertigen Sensoren,
Schaltern, Messeinrichtungen und Reglern ist groß. Auch das
eigene verdrahten von z.B. Temperatursensoren ist einfach zu
bewerkstelligen.
(Hersteller vieler 1-Wire-Komponenten:
Fa. Maxim Integrated www.maximintegrated.com)
Und dann gibts Tablets. Also fertige
Computer mit integriertem Bildschirm und Tastatur. Das zusammen
genügt bereits, um ein komplettes Mess-, Regel- und
Überwachungssystem zu realisieren.
Damit es zusammen passt
Idealer
weise wurde ein Tablet verwendet, welches direkt vom 12Volt-Bordnetz
mit Strom versorgt werden kann. Mit großem USB-Anschluss (also
USB Typ A) der Host-fähig sein muss.
Die wahl fiel auf das Betriebssystem
Android. Hierfür sind nun auch schon die ersten Apps auf dem
Markt verfügbar.
Verwendet wurde hier ein Acer A200
(Mindestanforderung: Android 4.0, USB Hostfähig)
Für die Verkabelung wurden
Standard-Netzwerkkabel verwendet (also mit RJ45- und RJ12-Steckern). Denn diese
sind in vielfältiger Auslegung für günstigstes Geld zu
haben. Dazu sind hier noch genug Adern übrig, um auf dem Bus
z.B. noch 12V für Kleinverbraucher mit zu liefern.
Das Tablet wude in die Holzvertäfelung
im Cockpit eingebaut. Der Fahrer hat damit immer alles im Blick, kann
jederzeit über den Touchscreen Eingaben vornehmen, und sieht
sonst weiter nichts von der Gerätschaft.
USB-to-1-Wire-Adapter
Mehr
braucht es nicht, um den USB-Port und den 1-Wire-Bus zu Verbinden.
Selbst die für die Sensoren erforderliche Stromversorgung wird
von diesem Adapter zur Verfügung gestellt. (Adapter der Fa.
Maxim Integrated, Typ DS9490R mit RJ12-Buchse).
Tablets mit Adapter zu 1-Wire-Bus
Hier sind ein 7" und ein 10" Tablet mit dem USB-to-1-Wire-Adapter zu sehen. Direkt am USB (Typ A) des Tablets angesteckt.
Der Adapter muss nicht direkt am Gerät
eingesteckt sein. Mit einem USB-Verlängerungskabel kann er auch
weiter entfernt sein. Selbst ein USB-Hub kann zwischengesteckt sein.
Sollte das Tablet nicht über eine
USB-A-Buchse verfügen, kann auch mit einem OTG-Kabel gearbeitet
werden
Der
1-Wire-Bus
Die Verkabelung sollte idealer weise
linear sein. Also vom Adapter zum 1. Sensor. Von da weiter zum 2.
Sensor u.s.w.
Auch
gut sind kurze seitliche Abzweige
Nicht so gut ist eine Sternverkabelung,
auch wenn sie bis zu einem gewissen Grad auch funktioniert. Wenn es
zu schlimm wird, nimmt erst die Geschwindigkeit der Datenübertragung
ab, dann werden einzelne Sensoren nicht mehr gefunden.
Sensoren verkabeln
Wir
haben uns entschieden die Temperatursensoren selbst zu verdrahten um
eine bestmögliche Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten
machen zu können. Verwendet wurde der Sensor DS18B20
Zum Anschluss
an den Bus haben wir einen fertigen Gerade-Verbinder für
RJ45-Verkabelung ("normale" Netzwerkkabel) verwendet.
Dieser ist im Handel für Netzwerkzubehör für günstiges
Geld zu haben.
Die
beiden Gehäusehälften sind nur zusammengesteckt. Seitlicher
Druck auf die untere Hälfte erleichtert das öffnen des
Gehäuses.
Die
Pin-Belegungen der Buchse und des Temperatursensors
Der
Kontakt Nr. 1 bis 8 der einen Buchse wird immer mit dem Kontakt Nr. 1
bis 8 der weiterführenden Buchse verbunden. (Also ungedreht 1
auf 1, 2 auf 2 u.s.w) Daher ist es auch unerheblich, wie herum der
Sensor-Anschluss später angesteckt wird. Woher also der Bus
"kommt", und wo hin er "geht" ist unerheblich.
Bei RJ12 entfallen Pin 1 und 8. Also nur die mittleren 6 Adern des RJ45 werden verwendet
In
unserem Beispiel sieht das dann so aus:
Die App
Das
Programm für Android (die "App") das wir dazu
geschrieben haben ist heute unter dem Namen "1-Wire-Temp"
öffentlich für günstiges Geld verfügbar. (z.B. im
Google Play Store).
Diese App sucht sich selbständig
alle Temperatursensoren die auf dem angeschlossenen 1-Wire-Bus zu
finden sind. Für jeden Sensor erscheint auf dem Bildschirm die
Temperatur als grafischer Balken und als Zahl in °C (oder
Wahlweise in °F).
Und sollten es mehr Sensoren sein, als
auf den Bildschirm passen, kann mit einem Fingerwisch nach belieben
das gezeigt werden, das interessiert.
Der Benutzer kann, wenn er will, jedem
Sensor einen Namen frei eingeben. Auch kann der anzuzeigende
Temperaturbereich festgelegt werden, und welche Bereiche blau, grün,
oder rot angezeigt werden sollen.
Zukunftsaussichten
Dieses Konzept mit dem Android-Tablet
und dem 1-Wire-Bussstem bietet noch so viel mehr. Verschiedenes haben
wir schon angedacht. Manches davon werden wir vermutlich demnächst
umsetzen:
Der Analog-Digitalwandler (DS2450)
bietet sich an, die verschiedenen Spannungen und Ströme im Auge
zu behalten: Fahrzeugbatterie, Wohnraumbatterie, Solarstrom...
Der Schalter (DS2413) könnte so
manches bewegen. Z.B. Licht ein- und ausschalten, die Trittstufe ein-
und ausfahren, oder für eine Alarmfunktion "auf die Hupe
drücken".
Die im Tablet vorhandene Frontkamera
drängt sich geradezu auf, als eine Art Bewegungsmelder den
Wohnraum zu überwachen, um damit eine Einbruch-Alarmanlage zu
realisieren.
Der
zum 1-Wire-System angebotene Schlüssel könnte zur
Betätigung der Zentralverriegelung, für die Aktivierung der
Alarmanlagenfunktion, oder zum eletrischen Öffnen des
Bordtresores verwendet werden.
Impressum / Kontakt:
Email: O.A.A@web.de
Armin Oberschmid
Saarburgstr. 15
86156 Augsburg
© Armin Oberschmid, Augsburg. Stand 06/2013